Stein auf Stein

Mit der Idee eines „Education Center“ erlangten Miriam Kubrat und André Toussaint den zweiten Platz im StadtLab Jena Ideenwettbewerb und damit auch die Möglichkeit, ihren Plan erstmals für zwei Wochen in der Innenstadt zu testen. Im Blogbeitrag erfahrt ihr, was Klemmbausteine in Miriams Leben veränderten und welche Skills damit gefördert werden.

Education Center

Regionale Schnittblumen, Sprachencafé, digitale Intelligenz… eine öffentliche Ausschreibung des StadtLab Jena, um die besten Ideen für die Innenstadt zu finden, führte 2023/24 verschiedenste Leute mit unterschiedlichsten Einfällen zusammen. Unter ihnen auch Miriam Kubrat. Die Inhaberin des Jenaer Spielwarenstores STEINARIUM bewarb sich gemeinsam mit ihrem Partner André Toussaint mit einer Workshop-Idee, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen soll, Naturwissenschaften und Technik mittels Klemmbausteinen und KI-Lernrobotern auf eine spielerische Art zu erkunden. Mit diesem „Education Center“ erlangte sie den zweiten Platz im Wettbewerb und damit auch die Möglichkeit, ihren Plan erstmals für zwei Wochen im StadtLab zu testen.
Für unseren Blog erzählt sie, wie sie zu dem kultigen Spielzeuganbieter kam, was Klemmbausteine in ihrem Leben veränderten und welche Skills damit gefördert werden.

Klemmbausteine für Groß & Klein

„Ich bin gelernte Konditorgesellin, habe aber bereits im Alter von 20 Jahren meinen Sohn bekommen. So entschied ich mich, drei Jahre in Elternzeit zu gehen. Dies bedeutete aber für mich als Alleinerziehende auch drei Jahre von Sozialhilfe leben zu müssen. Als nach der Zeit wieder das Arbeitsthema anstand, stellte sich das erstmal als schwierig heraus.

Bei der Jobsuche bin ich dann auf eine große Anzeige im Hamburger Abendblatt gestoßen. In der suchte man für einen neuen LEGO-Store in der Stadt nach Mitarbeitenden. Obwohl ich von dem Thema überhaupt keine Ahnung hatte, habe ich mich dort beworben. Dafür hatte ich damals jedes Blatt meiner Bewerbung in einer anderen Farbe gewählt. Rot, blau, gelb – so richtig bunt halt. Ich dachte: ‚Ich krieg den Job sowieso nicht. Da kann ich auch eine Mappe machen, die total abgefahren ist und sofort auffällt.‘ Und es hat geklappt. So kam es, dass ich den Fokus in meinem Leben auf die Firma LEGO und meinen Sohn gerichtet habe. Es dauerte nicht lange und ich wurde Storemanagerin, habe andere Stores in ihrem Aufbau unterstützt und bin dann 2014 sogar Markenbotschafterin für das Unternehmen im europäischen Raum geworden.

Was das Thema LEGO für mich selbst bedeutet, habe ich eigentlich erst im Arbeitsleben entdeckt. Ich habe es genossen, dass ich ein so tolles Produkt präsentieren konnte. Die Leute kommen zu dir in den Laden und sind schon positiv eingestellt. So hat sich nach und nach für mich auch eine neue Vorstellungswelt eröffnet. Zum Beispiel, dass man Trainings mit diesen Steinen machen kann. Wenn ich beispielsweise mit einem Köfferchen voll LEGO zu einer Produktschulung kam, waren die Leute sofort zugänglich. Es entstand eine positive und freundliche Stimmung, die einfach toll ist.

Bei Kindern ist das im Grunde nicht anders. Mit Klemmbausteinen kann man verschiedenste Skills gut trainieren, denn sie sind die Welt dieser Kinder. Da holt man sie direkt ab. Ich sehe einen starken Bedarf darin, ihnen zu zeigen, was sie haben und was sie damit alles machen können – kreativ zu sein. Und da ist es auch nicht schlimm, wenn bestimmte Spezial-Sets irgendwann zerlegt sind. Denn genau so muss es sein! In meinen Kursen sehen die Kinder außerdem, welche Lösungsansätze andere Kinder wählen. Das heißt, wir haben eine soziale Interaktion, welche die Kids auch einmal von der Systematik eines PCs oder Tablets runterlenkt. Ich erlebe auch große Probleme im Konzentrations- und Durchhaltevermögen. Die Kinder wollen möglichst schnell zum Ergebnis kommen, manche kommen so in Lieferdruck, etwas Tolles zu präsentieren und geben dann schnell auf. Sie sind sehr ungeduldig mit sich selbst, erwarten eine Leistung von sich und das sofort. Da wird klar, was die Gesellschaft, Familie etc. oft von ihnen fordert.

 

Von der Idee zur Umsetzung im StadtLab

Die Idee, mit Kindern LEGO-Baukurse zu machen, hatte ich eigentlich gleich zu Beginn, als ich den Store in Jena eröffnete. Das war damals noch im Damenviertel. Doch dann kam wenige Monate nach Eröffnung schon Corona und wir hatten plötzlich ganz andere existentielle Sorgen. Erst als wir dann in die Innenstadt umgezogen sind, stellte sich für uns ein befriedigendes Tagesgeschäft ein. Der Zuspruch der Leute war so groß, dass wir gesagt haben: ‚Jetzt wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt, um unsere Idee neu anzugehen. Auch um den neuen Drive mitzunehmen.‘ Und wie der Zufall das manchmal so will, kam genau zu dem Zeitpunkt die Ausschreibung vom StadtLab zum Ideenwettbewerb. So haben wir angefangen unsere Idee auszuarbeiten und uns zu bewerben. Wir sind da mit der Einstellung dran gegangen, dass wir – auch sollten wir nicht gewinnen – dann wenigstens unsere Idee ausgearbeitet haben. Und dieser ganze Prozess: die Ausschreibung, die Workshops, die Zusammentreffen mit anderen Ideenträger:innen – das alles war superhilfreich! So hat sich für uns dann auch ein Profil ergeben, welches wir relativ schnell umsetzen konnten. Und welches auch super angenommen wurde. Das hat richtig Spaß gemacht und uns total gepusht. Der Bedarf war definitiv da. Jetzt möchte ich mich um eine Fläche in der Innenstadt bemühen. Jenas Randgebiet kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich möchte gut gesehen werden.“

 

Ihre Idee vom Education Center konnte Miriam bereits im Juli 2024 im StadtLab testen. Im „SommerLab 2024“ konnten junge Forscher:innen in thematisch vielseitigen Kursen mit Klemmbausteinen experimentieren. Ganz nach dem Motto „Bau dich schlau“ wurde die Welt der Wissenschaft und Technik auf spielerische Weise für Kids zugänglich gemacht.